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Gottes Zelt auf Erden

Kirchenführer St. Augustin

Kirchenbauten spiegeln das Glaubensleben und die Theologie der Zeit wider, in denen sie errichtet worden sind. Bei der Ingolstädter St.-Augustin-Kirche ist das nicht anders. Ende 1958 begannen die Bauarbeiten und am 13. Dezember 1959 konnte der Eichstätter Bischof Dr. Joseph Schröffer das Gotteshaus weihen.  Errichtet in einer Zeit des Aufbruchs  Ende 1958 war Angelo Roncalli Papst geworden und nannte sich Johannes XXIII. Am 9. Oktober 1958 war sein Vorgänger Pius XII. gestorben, am 25. Oktober wurde der neue Pontifex gewählt. Nur wenige Wochen später, am 25. Januar 1959 kündigte der Papst ein allgemeines Konzil an. Wesentliches Ziel der Versammlung sollte es sein, sich als Kirche den Fragen und Aufgaben der Zeit zu stellen, Antwort zu geben auf die Fragen und Anliegen des 20. Jahrhunderts. Johannes XXIII. benutzte gern das Bild von der Kirche als einem „blühenden Garten“: „Wir sind nicht auf der Erde, um ein Museum zu hüten, sondern um einen Garten zu pflegen, der von blühendem Leben strotzt.“ Dieses Bild vom „blühenden Garten“ des Roncalli-Papstes bedeutet, so drückte es P. Johannes Haas OSFS, langjähriger Seelsorger der KIM-Bewegung in Ingolstadt und damit auch der Pfarrei St. Augustin verbunden, einmal aus, dass wir Menschen so wie die Pflanzen eingeladen sind, „in der Sonne froher Gottesliebe zu wachsen und zu gedeihen.“ (Johannes Haas, Lieber „Papa buono“, Briefe an Johannes XXIII., Kanisius-Verlag 2000) Die Kirche ist eine bunte Kirche, weil viele Menschen in ihr leben. Bunte Kirche – lebendige Kirche. Bereits in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts hatte der Theologe Romano Guardini festgestellt: „Die Kirche erwacht in den Seelen der Menschen.“ Es gab einen Drang des gesamten Gottesvolkes die Gottesdienste aktiv mitzufeiern, in Gemeinschaft Gott zu verehren. Die liturgische Bewegung setzte sich für den Mitvollzug der heiligen Messe ein, es sollte nicht mehr so sein, dass der Priester weit ab von dem betenden Gottesvolk zelebrierte und die Menschen zu dem, was sich dort vollzieht, keinerlei Bezug haben und anstatt den Gottesdienst mitzufeiern, den Rosenkranz beten. Erste Schritte war die Herausgabe des Schott-Messbuchs, in dem die lateinischen Messtexte ins Deutsche übersetzt waren und das Verlesen von Lesung und Evangelium sowohl in Latein wie in der Landessprache. Auch der Altar rückte im Lauf der Jahre immer mehr von der Altarwand ab. Zwar wurde bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil die Messe grundsätzlich mit dem Rücken zum Volk gelesen, jedoch war es bereits seit den 50erJahren so, dass der Altar umschreitbar sein musste. Das Kirchenvolk und das Geschehen am Altar rückten näher zusammen. Gerade dieses Verständnis von Altar und Gemeinde ist in der Pfarrkirche St. Augustin symbolträchtig verwirklicht. Der Grundriss der Kirche ist quadratisch. Anders als in den langgestreckten Kirchen des frühen Christentums (Basiliken), der Romanik oder vor allem der Gotik bilden Altarraum und Kirchenbänke nicht eine Linie – vorn der Altar, nach hinten zu die Bänke -, die Bänke stehen nicht nur hinter dem Altarraum, sondern auch zur Rechten wie zur Linken des Altars. Diese Form war Ende der 50er Jahre für Ingolstadt ein Novum, wiewohl bereits die nur kurze Zeit zuvor errichtete Kirche St. Pius im Westen der Stadt die Form eines runden Kuppelbaus bildet, die Bänke stehen dort wie in einem Amphitheater im Halbrund um den Altar. Die neue Konzeption, die in St. Augustin zum Tragen kommt, hatte in der jungen Pfarrei damals für Überraschungen gesorgt. So erinnert sich anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums der Kirche im Dezember 1999 im Ingolstädter „Donaukurier“ etwa der damals 51-jährige Georg Auktor, dessen Großmutter viele Jahre lang Mesnerin war, dass man sich in St. Augustin so schön um den Altar scharen konnte. Oder Walburga Thiermeyer, Schwester des langjährigen St.-Augustin-Pfarrers Michael Thiermeyer, habe trotz erster Eingewöhnungsschwierigkeiten später nie mehr anderswohin gehen wollen, weil man in St. Augustin, einerlei wo man denn nun sitzt, immer ganz nah am Altar war.

In seiner Gesamtkonzeption hebt sich das Pfarrzentrum St. Augustin deutlich von der Umgebung ab. Kirche, Pfarrheim und Pfarrhaus stehen frei und sind durch eine große Grünfläche, auf der vor dem Kirchenbau eine Notkirche stand, von der Straße getrennt. Der hohe Campanile ist bereits aus weiter Entfernung zu sehen und lädt so ein, sich dem Zelt Gottes zu nähern. Dort verwirklicht sich das, was zwei Strophen des Kirchenliedes  „Ein Haus voll Glorie schauet“ ausdrücken, die der Dichter Hans W. Marx 1972 geschrieben hat. „Seht Gottes Zelt auf Erden, verborgen ist er da, in menschlichen Gebärden bleibt er den Menschen nah.“ Und im Weiteren geht Marx dann auf das irdische Pilgerdasein des Christen ein, auf das die Zeltsymbolik von St. Augustin verweisen möchte: „Sein wandernd Volk will leiten, der Herr in dieser Zeit, er hält am Ziel der Zeiten, dort ihm sein Haus bereit. Gott, wir loben dich, Gott wir preisen dich. O lass im Hause dein, uns all geborgen sein.“ Geborgenheit und Heimat auf der „Reise zum Ewigen Zuhause“ (Romano Guardini) ist in St. Augustin allemal erfahrbar. Obwohl auch hier sich die Kirchenbänke merklich gelichtet haben, sind doch Kirche wie Pfarrei als Ort erlebbar, wo Menschen sich versammeln und – jeder seinen Talenten, seinem Charisma, entsprechend – durch vielfältige Dienste einander Zeugnis für  Gottes Gegenwart in der Welt geben.  

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